Lotus Super Seven
Der erste, noch für Chapmans eigenen Gebrauch gebaute Lotus rangierte als Mk.1, der im Jahre 1949 von einem Lotus Mk.2 abgelöst wurde. Dieser Wagen erhielt einen englischen Ford-Ten-Motor. Chapman setzte auch diesen Boliden erfolgreich bei Bergrennen und anderen Wettbewerben ein. 1951 baute Chapman seinen Lotus Mk.3 - der erste echte Serienwagen, von dem etwa 20 Exemplare verkauft wurden.
Doch erst Chapmans Lotus Mk.IV genannter, Ende 1951 vorgestellter Sportzweisitzer war der Auftakt zu einer Legende. Das Auto hatte einen simplen Stahlrohrrahmen mit Aluminiumteilen für den Boden, die Seiten und die Spritzwand. Der Motor war vom Ford Popular, aber es konnten auch andere Vierzylinder der 1,2- oder auch 1,5-Liter-Größenordnung eingebaut werden - die Wahl blieb dem Kunden ebenso wie die der Räder überlassen, denn der Lotus Mk.IV wurde ausschließlich als Baukasten verkauft, und die Montage einschließlich Motorenwahl war Sache des Käufers. Die kleine, agile Fahrmaschine erlangte enorme Popularität und war bei etlichen Clubrennen am Start. Mit Straßenausrüstung wies der ultraflache Flitzer Kotflügel, Windschutzscheibe und Scheinwerfer auf, es gab sogar ein Verdeck und seitliche Einsteckscheiben.
Der weltweit bekannt gewordene, 1957 eingeführte Lotus Seven aber war es, der den Durchbruch brachte. Dass der Seven zu einem der beliebtesten britischen Sportwagen aufsteigen würde, war bei seinem Debüt nicht vorauszusehen. 16 Jahre lang wurde er mit nur geringen Änderungen gebaut, ehe die Konstruktionsrechte 1973 an die Firma Caterham Cars abgegeben wurde, eine Firma, die das Fahrzeug mit geringen Modifikationen Jahrzehnte lang weiterproduzierte. Vier Bauserien gab es von 1957 bis 1973.
Weil immer leistungsstärkere Motoren mit 100 PS und sogar darüber verwendet wurden, hatte man den Rahmen verstärkt; es gab Schraubenfeder/Dämpfer-Beine und Dreieckslenker vorne, hinten eine Starrachse vom Standard Ten, Austin Metropolitan oder später vom Ford Escort. Doch die Kunden der ersten Seven installierten in ihre Kit Cars zunächst noch den seitengesteuerten 1172-ccm-Vierzylinder von Ford mit etwa 40 PS, wobei es auch eine Version Super Seven gab, erkennbar an Speichenrädern, die mit einem 75 PS starken 1100-ccm-ohc-Motor von Coventry-Climax bestückt war, kombiniert mit einem Vierganggetriebe von BMC. Ab 1962 lieferte man das Auto mit einem 95 PS starken Cosworth 109E-Motor.
1960 wurde der Lotus Seven S2 vorgestellt, jetzt mit Kotflügeln aus Kunststoff. Eine weitere Steigerung stellte der S3 da, erhältlich mit einem 1,6-Liter-Ford-Motor oder einem von Lotus gelieferten dohc-Vierzylinder, wie er auch im seit 1962 gebauten Elan zu finden war. In dieser Version wurden jedoch nur 15 Fahrzeuge ausgeliefert.
Ein Seven war von Anfang eine spartanische Angelegenheit. In das enge Cockpit stieg man von oben her ein, und großgewachsene Fahrer hatten es recht unbequem. In jedem Fall ragte ein Ellenbogen immer nach außen. Man saß auf dem Fahrzeugboden, nur wenige Zentimeter über der Straße; nur ein dünn gepolsterter Sitz und eine ebenso magere Rückenlehne sorgten für eine Spur Komfort. Ein Stoffverdeck oder ein Scheibenwischer zählten anfangs zu den aufpreispflichtigen Extras.
Aber es gab auch eine Luxusausgabe wie den S2 America, der immerhin mit einem Bodenteppich geliefert wurde und den dann auch der S3 erhielt; für den Super Seven war sogar eine Heizung erhältlich. Zum Lieferumfang gehörten dann auch das Verdeck und Einsteckscheiben.
So etwas wie einen Kofferraum hatte der Seven nicht. Der minimale Platz, der hierfür zur Verfügung stand, wurde für das Verdeck und die Steckscheiben benötigt. Und wie bei den Autos der 1930er Jahre befand sich das Reserverad draußen an einer Halterung am Heck.
Den Seven S4 stellte Lotus 1970 vor. Seine Karosserie war klobiger, kantiger geworden, und kein Teil war jetzt mehr aus Aluminium. Der komplett aus Kunststoff geformte Aufbau basierte auf einem Entwurf von Alan Barrett und war fest verbunden mit dem Rohrrahmen. Die Vorderradaufhängung entsprach der des Lotus Europa.
Der S4 war kein schlechteres Auto als die vorhergehenden Modelle, dennoch fehlte ihm der Charme, die zeitlose Simplizität. Deshalb wurde er nach Oktober 1972 auch nicht weitergebaut, als Caterham sich anschickte, die Seven-Baurechte zu übernehmen.