Jaguar 420G
Vom Mk. VII zum Mk. 2 - Klassiker seit Anbeginn
Die Nachfolger der Limousinenreihe Mk.V (Cabriolets dieses Modells gab es ebenfalls, sie sollten auf Jahrzehnte die letzten ihrer Art bleiben) war der im Herbst 1950 eingeführte Mk. VII, der diese Bezeichnung erhielt, weil Mk. VI bereits durch Bentley belegt war. Das Fahrwerk entsprach dem seines Vorgängers, doch der Motor war neu: Es handelte sich um den des Sportwagens XK 120 mit zwei obenliegenden Nockenwellen und 160 PS. Diese neue Limousine wies sehr viel fließendere Linien auf, einen mit weniger Chromschmuck beladenen Kühlergrill, voll in die Wagenfront eingelassenen Scheinwerfern und - das verstand sich bei Jaguar von selbst - viel Edelholz und Leder im Interieur. Ein Reisewagen, mit 160 km/h sehr schnell und im Fahrverhalten vorbildlich. Und mit 1276 Pfund Sterling auch sehr preisgünstig. 1953 wurde auch eine Getriebeautomatik angeboten, die jedoch nicht beeindrucken konnte; mit dem Overdrive war man besser bedient. Etwas mehr Power hatte das Modell Mk. VIIM von 1954, erkennbar an größeren, um die Ecken herumführenden Stoßstangen.
1956 folgte der Mk. VIII, mit einem modifizierten Grill, etwas mehr Chrom an den Wagenflanken, einteiliger Frontscheibe und Zweifarbenlackierung.
1958 kam der Jaguar Mk. IX heraus, den es bis 1961 gab. Äußerlich unterschieden sich der Jaguar Mk. VIII und der Mk. IX voneinander nur wenig. Die Differenzen steckten tiefer: Der dohc-Sechszylindermotor entsprach dem des neuesten XK-Sportwagens 150, hatte 3,8 Liter Hubraum, zwei Vergaser und war im D-Type hinlänglich rennerprobt. Der Mk. IX war eine 185 km/h schnelle Sportlimousine reinsten Geblüts. Schließlich stammte er vom Mk. VII ab, der 1956 die Rallye Monte-Carlo gewonnen hatte.
Neu waren beim Jaguar Mk. IX auch die vier Scheibenbremsen mit serienmäßigem Servo. Die meisten Wagen kamen mit Getriebeautomatik zur Auslieferung, doch auf Wunsch erhielt man ein manuelles Vierganggetriebe mit Overdrive. Die Zweifarbenlackierung - oben hell, unten dunkel - wies eine feine, verchromte Trennleiste auf, die schwungvollen Linien der Karosserie akzentuierend. In nur drei Jahren wurden von diesem Modell gut 10.000 Stück verkauft, und viele Exemplare blieben dank exzellenter Qualität zehn bis fünfzehn Jahre im Gebrauch. Noch war Jaguar Cars in Coventry ein privat geführter Betrieb, dessen Reputation nicht im Geringsten infrage stand.
Bei den großen Limousinen folgte als nächstes Modell der 1961 präsentierte Jaguar Mk.X, mit 1,93 m einer der breitesten Personenwagen, die in England je produziert wurden. Und trotz seiner Gesamtlänge von 5,20 m war der Wagen kein Muster an Geräumigkeit. Doch an Komfort und Verarbeitungsqualität ließ der große Viertürer keine Wünsche offen; ganz ohne Zweifel gehörte er zu den besten Luxuswagen seiner Ära. Auch fuhr sich der Mk.X (die Schreibweise Mk.10 wurde ebenfalls angewendet) sehr gut; er hatte ringsum Einzelradaufhängung, Servolenkung und Servo-unterstützte Scheibenbremsen. Die Gestaltung der Fahrzeugfront mit ihren vier Scheinwerfern wurde später beim XJ6 aufgegriffen, nur von dem einwärts geneigten Kühlergrill kam man wieder ab.
Anfangs mit dem 3,8-Liter-Sechszylindermotor des XK 150 versehen, erhielt der Mk.X 1964 den drehmomentstärkeren 4,2-Liter und ein vollsynchronisiertes Getriebe, zugleich bekam das Auto einen neuen Namen: Jaguar 420. Bei diesem Jaguar fanden sich die besten Elemente sowohl des Mk.X als auch des Mk.2 wieder - eine geschickte Baukastenarbeit. Dieser große, repräsentative Viertürer hatte, wie seine Modellbezeichnung verriet, einen 4,2-Liter-Motor, allerdings mit nur zwei SU-Vergasern und nicht deren drei, wie sie der Mk.X aufwies. Von der A-Säule rückwärts entsprach der Wagen dem zeitgleich gebauten S-Type, die Frontpartie mit ihren vier Scheinwerfern und dem etwas einwärts geneigten Kühlergrill glich der des Mk.X. Auch die Zweikreisbremse mit Scheiben an allen vier Rädern, System Girling, stammte vom Mk.X.
Der 200 km/h schnelle Wagen wurde mit einem Vierganggetriebe oder einer Borg-Warner-Dreistufenautomatik geliefert. Die Absatzzahlen fielen verhältnismäßig niedrig aus, was seine Erklärung darin findet, dass Jaguar-Kunden davon gehört hatten, es sei ein gänzlich neues Modell in Vorbereitung, entsprechend zurückhaltend verhielten sie sich - und warteten auf das Erscheinen des XJ6.
Neben den großen Viertürern gab es im Jaguar-Programm seit 1955 eine Reihe von Kompakt-Limousinen, die wie die Sportwagen vor allem im Hinblick auf den Markt in den USA entstanden waren. Diese Wagen genießen heute besonderen Liebhaberstatus - sie heißen Mk.1 und Mk.2.
Offiziell hieß die erste Version 2.4-Litre Saloon, nicht Mk.1; diese Bezeichnung bekam das Modell erst mit Einführung des Mk.2 im Nachhinein. Die Limousine markierte Jaguars Einstieg in eine neue Fahrzeug-Ära - in die der Luxus-Mittelklasse. Als der Viertürer 1955 erschien, war er noch nicht so elegant wie sein Nachfolger, wies viel zu dicke Stoßstangen auf, eine sehr breite B-Säule, eine hohe Gürtellinie. Doch im Interieur gab es viel Edelholz und Leder, nach bester Jaguar-Gepflogenheit. Der Motor war ein 2483-ccm-Sechszylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen, gut für 190 km/h. Zur Wahl stand ab 1957 ein Overdrive-Vierganggetriebe oder eine Automatik; Einzelradaufhängung sowie Scheibenbremsen an allen vier Rädern waren Standard. Bald gab es auch einen 3,4-Liter-Motor, den gleichen wie im XK-Sportwagen, und die Frontpartie gewann etwas durch einen breiter gehaltenen Kühlergrill. Der 2.4-Litre Jaguar war so etwas wie der englische Mercedes 220; er strahlte Seriosität aus, war gut verarbeitet, komfortabel, repräsentativ und stand in bestem Markenruf.
Von den insgesamt 37.397 hergestellten Fahrzeugen hatten 19.992 den 2,4-Liter-Motor, 17.405 den mit 3442 ccm Hubraum. Ende 1959 wurde die Herstellung des Mk.1 zugunsten des Mk.2 eingestellt.
Der Jaguar Mk.2 genießt bei den Briten den gleichen Ruf wie der Citroën 15-six bei Franzosen: Sie nennen ihn den "Gangsterwagen". Der als Nachfolger des 2.4-Litre Saloon 1959 eingeführte Viertürer war aber nicht nur ein spurtstarker, wendiger und sehr schneller Wagen, sondern dem Mk.1 auch in vielen Punkten überlegen. Er wies größere Fensterflächen auf, hatte vor allem eine deutlich größere Heckscheibe, eine etwas breitere Spur, Scheibenbremsen ringsum und eine verbesserte Ausstattung. An Motoren standen der 3,4-Liter-Sechszylinder oder der neue 3,8-Liter aus dem XK 150S zur Verfügung. Mit 200 km/h rangierte der Mk.2 als schnellste Serienlimousine in Europa.
1965 erhielten alle Modelle Vollsynchrongetriebe. Ein Jahr später konnte man eine Sparversion des Mk.2 bekommen, die keine ledernen Sitze, sondern solche aus einem Kunstledermaterial aufwies und u.a. auch keine Nebelscheinwerfer hatte. Dafür bot Jaguar 1967 gegen Aufpreis eine Servolenkung an, die man sich bei diesem schweren Auto schon lange gewünscht hatte.
Jaguar musste in den späten 1960er Jahren einen Sparkurs steuern, in dessen Verlauf die Modelle 240 und 340 im Herbst 1967 den Mk.2 ersetzten. Die Ausstattung der mit 2,4- oder 3,4-Liter-Motor erhältlichen, sehr gut absetzbaren Limousinen wirkte bescheidener, der Chromschmuck spärlicher. Mit schlankeren Stoßstangen, Ziergittern in den Öffnungen der Nebelscheinwerfer und kleinen Radkappen auf den Scheibenfelgen war das Erscheinungsbild insgesamt unauffälliger. Doch mit 120 bzw. 133 PS waren diese Modelle bestens motorisiert. Es gab auch einige Exemplare mit dem 3,8-Liter-Motor und mit Lederausstattung, und man konnte auch nachträglich die nicht mitgelieferten Nebelscheinwerfer einsetzen, nur ließen sich die größeren Stoßstangen des Mk.2 nicht montieren. Gleichwohl gehört auch der 240/340 heute zu den Sammlerstücken der sechziger Jahre.
Mit dem 1963 eingeführten S-Type bot Jaguar dann einen Superlativ des Mk.2 dar. Nicht nur wegen seiner neuen Einzelradaufhängung hinten (durch die der Wagen etwas länger wurde, aber auch mehr Platz für Gepäck entstand), sondern auch wegen seiner nach innen verlegten Scheibenbremsen, so dass sie nicht mehr zu den ungefederten Massen gehörten. Komfort und Handling hatten den gehobenen Standard des Mk.10.
Mit dem 3,8-Liter-Motor (210 PS) war man besser bedient als mit dem ebenfalls erhältlichen 3,4-Liter (190 PS), für den sich 10.036 Kunden entschieden, während 15.135 Käufer das stärkere Aggregat wählten. Ab 1965 war das Getriebe in allen vier Gängen synchronisiert, zugleich führte Jaguar beim S-Type eine Borg-Warner-Automatik als Option ein und machte Lederpolster aufpreispflichtig. Der Grundpreis umfasste nur mehr mit Ambla bezogene Sitze, ein Kunstleder, das auch in vielen andere britischen Fabrikaten zu finden war.